
Stand: 06.11.2022 05:00 Uhr
Seit Jahren wird in Schleswig-Holstein Holz aus Landes- und Kreisforsten gestohlen. Mit steigenden Öl- und Gaspreisen zum Heizen wird dies nun vielerorts noch schlimmer.
Wochen- und monatelang klingelten die Telefone in der verantwortungsvollen Forstwirtschaft des Landes kaum, weil die Nachfrage nach Brennholz so groß war. Für den Ostholsteiner Kreisförster Lars Schütte-Felsche ist das ein kaum zu bewältigendes Hochwasser. „Wir haben tatsächlich täglich mehrere Anrufe von Leuten, die dringend Holz brauchen. Und ihnen ist die Preiserhöhung – auch wegen der Energiekrise – egal. Sie wollen es. Und im Moment können wir den angefragten Bedarf nicht decken.“ “
Der Preis für geschnittenes Brennholz hat sich verdoppelt

Holz ist heiß begehrt – für Diebe ein lukratives Geschäft.
Dabei spielt es keine Rolle, um welches Holz es sich handelt – ob Nadel- oder Laubholz. Jede Holzart brennt und erzeugt Wärme. Weil die Nachfrage so groß ist, hat sich der Preis für einen Kubikmeter Scheitholz seit letztem Jahr verdoppelt – von 90 auf 180 Euro. Und auch der Preis pro Kubikmeter, also einem ordentlich geordneten Baumstamm, ist um zehn Prozent gestiegen – auf 30 bis 45 Euro je nach Baumart, so der Landesforst Schleswig-Holstein.
Diebe sind schwer von echten Besitzern zu unterscheiden
Ein lukratives Geschäft – auch für Diebe. Deshalb rufen Wanderer, die etwas im Wald beobachtet haben und fragen wollen, ob alles in Ordnung ist, immer wieder beim Kreisförster an. Bilder und Informationen werden dann an die Förster gesendet. Oft ist der Dieb nicht vom Besitzer des Holzes zu unterscheiden: „Mit einem Traktor und einem Frontlader lässt sich so etwas schnell verladen. Ansonsten natürlich nur klein schneiden und so tun, als hätte man es gekauft.“ Seit Anfang Oktober hört Schütte-Felsche jede Woche von neuen Diebstählen.
Barrieren sollen Diebstahl verhindern

Diese Barriere soll verhindern, dass große Geräte in den Wald gefahren werden.
Die Polizei meldete diese Woche auch den Diebstahl von Baumstämmen aus dem Wald Esinger Wohld im Kreis Pinneberg. Hier muss der Dieb mit einem großen Fahrzeug direkt in den Wald fahren. Um so etwas in Zukunft zu verhindern, errichtet Lars Schütte-Felsche nun eine Schranke am Eingang der beiden Forste Hagener Holz und Glindenkamp am nördlichen Rand des Kreises Segeberg. „Das Problem an diesem Waldstandort ist, dass wir hier eine stark befahrene Straße haben. Außerdem haben wir wenig Einblick, wer hier ein- und ausgeht. Und wir haben einfach Angst, dass hier das Holz verschwindet“, erklärt der Förster.
GPS-Tracker zum Schutz
Da es zu einem Versandengpass kommt, können Sperren erst jetzt errichtet werden. Es sind insgesamt sechs Stück für zwei relativ kleine Waldgebiete. Auch der Landesforst Schleswig-Holstein setzt seit kurzem auf Holz befestigte GPS-Tracker ein. Auf diese Weise kann der Baumstamm im Falle eines Diebstahls aufgespürt werden. Allerdings sei die Anschaffung so teuer, dass es keine umfassende Lösung sein könne, teilte der Staatsforst mit. Der Waldbesitzerverband Schleswig-Holstein rät, Holz nach dem Fällen möglichst schnell aus dem Wald zu entfernen, um Diebstahl vorzubeugen.
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