
Berlin (dpa/bb) – Rund 140 Mitglieder in nur anderthalb Monaten: Viele Einrichtungen sind dem „Netzwerk Wärme“ bereits beigetreten. Damit soll ein warmer Ort für Menschen in Berlin geschaffen werden, die von Einsamkeit oder Energiekrise betroffen sind, sagt Isabell Steiner, Projektkoordinatorin des Netzwerks. „25 Institutionen melden sich jede Woche bei uns und fragen, wie sie sich beteiligen können“, berichtet Steiner.
Offene Fragen, etwa zur Übernahme von Beschaffungskosten oder zur Bezahlung von Teilzeitkräften im Rahmen des Netzwerks, wurden nach Angaben der Verwaltung des Sozialsenats bei einer kürzlich abgehaltenen Informationsveranstaltung erläutert. Außerdem bekommt das Netzwerk mehr Geld: Im Zusatzhaushalt haben sich die Berliner Koalition aus SPD, Grünen und Linken auf 25,8 Millionen Euro geeinigt, wie ein Sprecher der Sozialverwaltung sagte. Ursprünglich wurden 10,8 Millionen für den Pakt bereitgestellt.
Viele Träger, wie das Familienzentrum Buch des Vereins Sehstern in Pankow, befinden sich noch in der Planung. Wichtige Fragen zur Teilnahme und Finanzierung seien kürzlich geklärt worden, so Beate Wiersig, Leiterin des Familienzentrums. „Im Januar wollen wir unsere Öffnungszeiten verlängern und warme Speisen und Getränke sowie Workshops zum Energiesparen im Alltag anbieten.“ Das benachbarte Stadtteilzentrum Albatros, ebenfalls Teil des Verbundes, befindet sich laut Mitarbeiterin Julia Scholz noch „in der Aufwachphase“. Trotz Teilnahme am Netzwerk ist der große Ansturm bisher ausgeblieben.
Andere Einrichtungen haben im Rahmen des Projekts bereits ihren Betrieb aufgenommen, wie etwa der von den Johannitern betriebene Hot Spot am Humboldt Forum. „Die Räumlichkeiten wurden uns vom Humboldt Forum und den Ladenbetreibern kostenlos zur Verfügung gestellt. Den Rest haben wir über Spenden finanziert“, erklärt Sanna Martzahn, Sprecherin der Johanniter. Hilfsorganisationen wollen möglicherweise kein Geld aus dem Netzwerktopf beantragen.
Im Westflügel des Gebäudekomplexes in Berlin Mitte bieten sie ihren Gästen Kaffee, Kuchen, Sachspenden und die Möglichkeit, Bücher zu lesen und miteinander ins Gespräch zu kommen. „Die Menschen, die zu uns kommen, sind sehr unterschiedlich“, erklärt Jörge Bellin, Projektleiter der Wärmestube. „Wir haben Obdachlose oder Menschen, die eine kalte Wohnung haben oder einsam sind und soziale Inklusion suchen.“ Ab und zu verirren sich aber auch Touristen in den Heizraum. Sie sind immer wieder begeistert von der Idee und zeigen eine hohe Spendenbereitschaft.
Mehr als eine Woche nach der Eröffnung zählt Bellin mehr als 30 Besucher pro Tag. Er freut sich über diese Entwicklung und rechnet in Zukunft mit 40 bis 60 Gästen pro Tag. “Ich bin sehr zuversichtlich, dass das funktionieren wird.”
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