
Seit wann weiß die Wiener Kunst- und Kulturszene davon? Ein Fall deutet darauf hin, dass sie lange Zeit mehr über Teichtmeisters dunkle Seite wusste.
Wien. Vergangene Woche wurde bekannt, dass sich der Schauspieler Florian Teichtmeister vor Gericht verantworten musste, weil er 58.000 Dateien mit Kinderpornografie besaß. Am 6. August 2021 wurde im Haus des 43-jährigen Mannes eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Die Ermittler stellten 22 Datenträger in der Wohnung des TV-Kommissars und des Burgtheater-Schauspielers sicher. Er gestand den Beamten, dass er jahrelang Bilder von sexuell missbrauchten Kindern gesammelt habe.
Im September 2021 gab es Medienberichte über Ermittlungen gegen einen prominenten Schauspieler wegen Körperverletzung, Drogen und Kinderpornografie. Aus medienrechtlichen Gründen wurde Teichtmeisters Name damals nicht veröffentlicht, mehrere Medien erkundigten sich jedoch beim Burgtheater nach dem Fall. Seitdem wusste die Leitung des Burgtheaters von den Vorwürfen gegen Teichtmeister.
Trotz dieser schweren Vorwürfe spielte Teichtmeister in den folgenden anderthalb Jahren in mehreren Produktionen des Burgtheaters die Hauptrolle: in Peter Handkes „Zudenke Adamec“, in „Der Sturm“ und im Theaterstück „Nebenan“, inszeniert von der Intendant des Burgtheaters. Martin Kusej selbst.
Die Eltern der Schauspielerin schalteten im Oktober 2021 einen Anwalt ein
Außerdem soll Teichtmeister teils minderjährige Schauspieler an Drehorten fotografiert und daraus Collagen gemacht haben, wie „Ö1“ berichtet. Zwei Monate nach der Hausdurchsuchung, im Oktober 2021, wurde der Filmproduzent Dieter Pochlatko („Serviam – Ich will dienen“) über ein Foto des Anwalts der Eltern der minderjährigen Schauspielerin „Serviam“ informiert und gleichzeitig befragt dafür zu sorgen, dass Teichtmeister nicht mehr auf diese Schauspielerin zugeht, wie “Standard” berichtet. So wurde vor 16 Monaten ein Anwalt gerufen und ein Wiener Top-Produzent verständigt, weil Teichtmeister offensichtlich einer sehr jungen Schauspielerin zu nahe gekommen war.
Der Staatssekretär für Kultur ordnet eine Prüfung an
Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) kündigte eine eingehende Prüfung der Geschehnisse an. „Das BMKÖS hat die Bundestheater-Holding gestern umgehend beauftragt, einen umfassenden Zeitstrahl der Informationsflüsse in der Gruppe zu erstellen, um sicherzustellen, dass auf allen Ebenen korrekt und mit der gebotenen Sorgfalt gehandelt wurde. Auch diese Vorgänge unterliegen der Prüfung durch ein externer Experte.” Sie selbst sei sehr erschüttert über die Ergebnisse der Ermittlungen und das laufende Strafverfahren gegen Florian Teichtmeister. “Ein solches Verhalten hat in Bundestheatern ebenso wenig Platz wie in Kunst und Kultur im Allgemeinen und in allen anderen Bereichen der Gesellschaft”, sagte Mayer in einer Aussendung.