
Nicht nur wegen der sportlichen Erfolge bei der Eintracht ist Oliver Glasner (48) meist gut gelaunt. Luca Pellegrini (23) musste zu Saisonbeginn feststellen, dass der Frankfurter Coach auch anders könnte. Der Italiener wechselte auf Leihbasis zu Juventus Turin und ersetzt den 30-jährigen Filip Kostic, der von Frankfurt nach Turin wechselte. Als der Linksverteidiger, der für Eckbälle von rechts über den linken Flügel queren muss, im Übungsspiel mehrmals ruhig an den Ball herankam, entschied sich Glasner kurzerhand dafür, ihn statt einer Ecke mit einem Abstoß zu bestrafen! Der Lohn: Pellegrini gehörte beim 2:1-Sieg bei Sporting Lissabon in der zweiten Halbzeit zu den Besten der Frankfurter und erreichte damit den Einzug in die Champions League.
Als erster deutscher Champions-League-Debütant seit 1999 überstand Europa-League-Sieger Frankfurt die Gruppenphase und traf im Achtelfinale auf Neapel. Zudem begeistert die Eintracht in Liga und Pokal mit spannendem Fußball. Die 22 Spiele seit Saisonstart waren Glasners nächstes Meisterwerk – eines mit System! Denn der Österreicher hat ganz besondere Erfolgsgeheimnisse.
Wie im Umgang mit der Mannschaft: Glasner ist bisweilen großzügig, gönnt seinen Spielern neuerdings zwei Tage vor einem Spiel einen ganzen Tag frei. Manchmal erklärt er seinen Spielern vor dem Spiel, welche Schlagzeilen er nach dem Spiel über sie lesen möchte. Manchmal ist Glasner knallhart – das weiß Pellegrini.
Wie im Vorjahr hält Glasner auch die Einwechselspieler bei Laune. Rafael Borrés (27) Finaltorschütze der Euroleague ist unzufrieden mit seiner Spielzeit. Weil Glasner oft mit ihm redet, lässt der Kolumbianer seine Teamkollegen wissen, dass er sich über die starke Leistung von Neuzugang Randal Kolo Muani (23) kaum beklagen kann. Auch Glasners Glaubwürdigkeit kommt gut an: Dem Flügeltalent Faride Alidou (21) wurde von Glasner vor dem Spiel in Marseille (1:0) seine Auswechslung zugesagt. Aber Alidou blieb 90 Minuten draußen. Glasner ging danach sofort zu Alidou, entschuldigte sich bei ihm und erklärte: Ich habe dich heute nicht mitgebracht, weil es mir zu eng war. Aber du wirst deine Chance bekommen. Gesagt, getan: Alidou traf bei seinem Champions-League-Debüt zwei Spiele später bei Tottenham (2:3) als Joker.

Zwölf verschiedene Abwehrketten hat Glasner bereits aufgebaut – und ist immer noch erfolgreich
Foto: CHRISTOF STACHE/AFP
Beispiel Taktik: Es ist so solide unter Glasner, dass es fast egal ist, wer auf dem Feld steht. Aufgrund von Sperren und Verletzungen musste er insgesamt zwölf verschiedene Vierer- oder Fünferketten bilden, mit zehn davon punktete Glasner.
Was steckt hinter dem „klaren Plan“, den seine Spieler fordern? Unter anderem das Prinzip der Vier-zu-Drei-Mehrheit auf dem Flügel. Immer wieder versucht Frankfurt, den Gegner zum Pass auf einen Außenspieler zu zwingen, der daraufhin intensiv attackiert wird. Dadurch entstehen auf dem Flügel überwältigende Situationen, aus denen sich der Gegner nur schwer befreien kann und den Ball verliert. Außerdem ist vorgeschrieben, dass ein Verteidiger bei Ballbesitz immer tiefer stehen und sich schützen muss als der Ballbesitzende. Gleiches gilt im Mittelfeld, wenn einer der zentralen Mittelfeldspieler in den Angriff geht und der andere hinten bleiben muss.
Trotz des Erfolgs bleibt Glasner bescheiden: Über seinen Sieg im Mannschaftsringen, als er erstmals seinen langjährigen Co-Trainer Michael Angerschmid (48) schlagen konnte, freut er sich ebenso wie über Anrufe von Spielanalysten spanischer Spitzenklubs, die um Videomaterial bitten . der Eintracht für das eigene Training.
Und Glasner ist abergläubisch: Wie schon in den K.o.-Spielen der Europa League trägt er auch in dieser Saison eine Glückskette des Frankfurter Schmuckdesigners Ralf Kellenberger (40). Kurios: Als Glasner feststellte, dass er am Vortag im Halbfinal-Hinspiel bei West Ham (2:1) in Frankfurt seine Kette vergessen hatte, ließ er noch am Spieltag einen Mitarbeiter nach London fliegen, um sie zu holen. kann die Kette rechtzeitig erstellen.