
Frankfurt/Main (dpa) – “Die Unsicherheit ist vor der Notenbankentscheidung noch einmal gestiegen und spiegelt die gestiegene Unsicherheit im Markt wider”, schrieb Marktexperte Salah-Eddine Bouhmidi vom Handelshaus IG. Anleger ließen sich Anfang des Jahres von der Euphorie an den Aktienmärkten anstecken und sind nun besorgt über Aussagen von Währungsbeobachtern über die Fortsetzung einer aggressiven und restriktiven Geldpolitik im Kampf gegen die hohe Inflation. Die US-Notenbank wird am Mittwoch ihre Zinsentscheidung bekannt geben, gefolgt von der Europäischen Zentralbank und der Bank of England am Donnerstag.
Die Unsicherheit über Notenbankentscheidungen verdrängte am Dienstag auch positive Wirtschaftsdaten aus China, wo sich die Stimmung in der Wirtschaft erstmals seit Monaten wieder aufhellte. Zudem ist die Wirtschaft im Euroraum nach ersten Zahlen im Schlussquartal leicht gewachsen. Die befürchtete Rezession ist etwas unwahrscheinlicher geworden, obwohl das Wachstum mit 0,1 Prozent mager ausfällt.
Papiere aus dem Pharma- und Gesundheitssektor schnitten dem Dax schwach ab. Die Aktien der Laborausrüster Sartorius und Merck verloren jeweils 1,3 Prozent. Fresenius Medical Care rutschte mit gut minus 2 Prozent sogar auf das Schlusslicht des Dax. Die Analysten von Warburg Research blieben vor der Veröffentlichung der Jahreszahlen für Dialyseanbieter pessimistisch.
Unterdessen stützten gute Quartalszahlen von General Motors (GM) die Automobilaktien. Im Dax führte BMW den Index mit einem Plus von 1,9 Prozent an, während die Porsche AG fast ebenso stark zulegte. Laut Experte Philippe Houchois vom Analysehaus Jefferies signalisiert die Umfrage von GM Optimismus.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall nimmt Geld für die im November angekündigte Übernahme des spanischen Munitionsherstellers Expal über Wandelschuldverschreibungen auf. Die Gruppe sammelte insgesamt eine Milliarde Euro ein. In der Folge fiel Rheinmetall im MDax um bis zu 5,8 Prozent, machte Schlusslichter und neue Aktien verwässerten die Gewinne für die Aktionäre.
Unterdessen machte die optimistische Einschätzung der Analysten zum Reise- und Freizeitsektor die Sixt-Aktie zum größten Gewinner im Mittelklasse-Index, wobei der Autovermieter um 4,9 Prozent zulegte. Jefferies sieht die Tourismusbranche im Jahr 2023 widerstandsfähiger als zunächst angenommen.
Die Aktie von Vantage Towers legte um 1,3 Prozent zu, nachdem bekannt wurde, dass der aktivistische US-Investor Elliott einen großen Anteil an der Funkturmgesellschaft erworben hatte und damit die Pläne für die Vodafone-Tochter stören könnte. Daher war der Anstieg der Verkäufe von Vantage Towers im letzten Quartal gering.
Im Nebenwerteindex SDax geriet die Atoss-Aktie nach Vorlage der Geschäftszahlen unter Druck. Sie sanken um ein halbes Prozent, obwohl der Personalsoftwarespezialist seinen Aktionären eine Sonderdividende versprochen hat. Atoss profitiert weiterhin vom Fachkräftemangel und der Nachfrage nach Cloud-Software. Trotz der guten Auftragslage stieg die Nettogewinnmarge nur leicht an.
An der Wall Street legte zuletzt der Dow Jones Industrial um 0,2 Prozent zu, auch Tech-Aktien an der Nasdaq erholten sich um rund ein Prozent. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx schloss 0,12 Prozent höher bei 4163,45 Punkten. In Paris beendete der Cac 40 den Handel nahezu unverändert, während der FTSE 100 in London knapp 0,2 Prozent verlor.
Der Euro legte leicht zu und profitierte damit von guten Wirtschaftsdaten aus der Eurozone, am späten Nachmittag notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0855 US-Dollar. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank den Referenzkurs auf 1,0833 (Montag: 1,0903) Dollar festgelegt. Daher kostet der Dollar 0,9231 (0,9171) Euro.
Die aktuelle Rendite am Rentenmarkt bleibt bei 2,28 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,11 Prozent auf 125,97 Punkte. Bund-Futures stiegen um 0,21 Prozent auf 136,92 Punkte.