
Die WM für Deutschland – wie 2018 in der Vorrunde ausgeschieden. Alle sind verwirrt: Trainer, Direktoren, Mannschaften, Fans und sie diskutieren wild. SWR1 Rheinland-Pfalz hat darüber mit Ex-Nationalspielerin Celia Sasic gesprochen.
SWR1: Celia Sasic, Sie sind seit März 2022 im Präsidium des DFB. Zusammen mit Philipp Lahm organisieren Sie die nächste Herren-EM 2024 in Deutschland. Wie haben Sie gestern das Ende der deutschen Nationalmannschaft erlebt?
Celia Sasic: Ja, natürlich auch aufgeregt vor dem Fernseher, wie alle, die das Spiel verfolgt haben. Am Ende sind wir tatsächlich ausgeschieden, was man irgendwie nicht so recht glauben konnte. Und am Ende sind wir zweimal hintereinander in der Vorrunde bei einer WM ausgeschieden.
SWR1: was war das Soll der DFB über Bundestrainer Hansi Flick ebenso diskutieren wie über Regisseur Oliver Bierhoff?
Celia Sasic: Wenn Sie die Spiele nicht nur bei der Weltmeisterschaft, sondern auch davor gesehen haben, können Sie ein bestimmtes Muster erkennen. Wir haben in diesem Turnier viele Gegentore kassiert. Infolgedessen fehlt es an Stabilität, und Stabilität ist wichtig, um Kontinuität zu haben. Wir haben in drei Spielen fünf Gegentore kassiert und es gab wenig Sicherheit. Dann kommt man natürlich auch bei großen Turnieren nicht weit.
Sasic: „Wir müssen die Gesamtsituation besprechen“
SWR1: Wieder gefragt: Soll der DFB über Hansi Flick sprechen, über Oliver Bierhoff?
Celia Sasic: Wir müssen nur über die Gesamtsituation sprechen. Wir müssen analysieren, wann eine Fußballnation so früh zweimal hintereinander ausscheidet. Gerade bei dieser Aussicht auf die EM 2024. Wir müssen das einfach offen und ehrlich, transparent durcharbeiten. Und der DFB-Präsident hat heute Morgen schon erwähnt, dass es eine Analyse geben wird. Und ich gehe jetzt davon aus, dass Sie auf jegliche fußballerische Expertise im Verband zurückgreifen werden, dass ich meine sportliche Erfahrung einbringen kann. Das Ganze mit Philipp Lahm, einfach weil wir diese EM vor uns haben. Entscheidend für den Erfolg der Europameisterschaft ist das Auftreten und der sportliche Erfolg der Nationalmannschaft. Nicht nur der sportliche Erfolg, sondern auch der Gesamterfolg der Europameisterschaft, der entscheidend sein wird.
SWR1: Also nächste Woche beim Krisentreffen des DFB. Kleine Gruppe, haben Sie ein Mitspracherecht?
Celia Sasic: Ich weiß nicht, ich habe noch nicht mit dem Präsidenten gesprochen. Aber ich nehme an, Sie werden zumindest beteiligt sein. Wenn man im Vorstand sitzt und auch Sporterfahrung hat, dass man zumindest auf diese Expertise einfach zurückgreift und wir diese Krise auch ein Stück weit als Chance sehen. Besonders mit dieser Aussicht auf die Euro 2024, die wirklich eine historische Chance für uns ist, voranzukommen.
SWR1: Hansi Flick wurde gestern gefragt, ob das Ende der WM die Stimmung in Deutschland verändern wird. Dann sagte er: “Nein, es war vorher nicht gut.” Blick auf 2024. Was bedeutet das jetzt für die Stimmung im Land?
Celia Sasic: Wie gesagt, ich denke, dass die Nationalmannschaft für den Erfolg dieses Turniers wesentlich ist und die Identifikation mit dieser Mannschaft unerlässlich ist. Und Identifikation entsteht auch durch sportliche Erfolge und natürlich auf dem Platz.
SWR1: Sie sind viel für den DFB unterwegs. Haben Sie das Gefühl, dass es der Männer-Nationalmannschaft an Unterstützung mangelt?
Celia Sasic: Ja, ich glaube schon, dass die Identifikation ein wenig schwankt, dass man nicht mehr dieses ‚Das ist unser Team, das sind unsere Jungs‘-Gefühl hat. Aber es ist ein Problem, das es schon etwas länger gibt. Und ich denke, da muss man ansetzen. Ich sage nur noch einmal: ‚Das ist unser Team. Und wir spielen für unser Land’. Dies ist ein entscheidender Faktor, um den Wert der Nationalmannschaft für die Gesellschaft noch ein Stück weiter zu steigern.
SWR1: Bei den Europameisterschaften im Sommer wurden die Frauen auf den Händen getragen. Nicht jetzt die Männer. Macht der DFB in einem Bereich etwas besser als in dem anderen?
Celia Sasic: Ich glaube, das sage ich auch immer: Die Mädels haben im Sommer auf dem Platz überzeugt. Gerade eben diesen Moment geschaffen, den man als Fußballfan einfach erleben möchte und der einen auch noch mitreißt. Dass Sie sagen: „Das ist unser Team, sie spielen für uns, sie lassen ihr Herz auf dem Platz“. Und das hat man nun übertragen – auf die allgemeine Situation im Frauenfußball.